Ditib Fragen und Antoworten
Fragen zu Frauenthemen
1. Sind Mann und Frau im Islam gleichberechtigt?
Unmissverständlich JA! Mann und Frau sind vor Gott einander ebenbürtig und gleichwertig.
O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen,
und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der
Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allah ist Allwissend und
Allkundig. [Qur’an, 49:13] Behauptungen, wonach der Mann der Herr im Hause sei, bzw. über der Frau
stünde, sind nicht richtig. Die entsprechenden Koranverse, die dafür herangezogen werden, handeln von
den Pflichten innerhalb der Familie, wonach der Mann als Ernährer der Familie in der Pflicht steht.
Davon leitet sich aber keine Höherstellung ab. Unterschiede z. Bsp. beim Erbrecht resultieren eben aus
diesen unterschiedlichen wirtschaftlichen Pflichten und müssen differenziert gedeutet werden.
Auch gilt z.B. die Pflicht, Wissen zu erlangen, für beide Geschlechter gleichermaßen, sowie Rechtes zu
tun. Beide Geschlechter werden dazu animiert aufrichtig zu handeln und gläubig zu sein, da beide auch
mit dem Paradies belohnt werden. [Qur’an, 04:124] So sind sie auch für ihre guten als auch für ihre
schlechten Taten gleichermaßen verantwortlich. [Qur’an, 45:15] Im Islam geht es zudem auch darum,
unter Berücksichtigung der Verschiedenheit der Geschlechter, Gerechtigkeit zwischen beiden
herzustellen. Bei den religiösen Pflichten wird auf physische Sensibilitäten der Frau Rücksicht
genommen. So sind Frauen beispielsweise während Menstruation, Wochenbett und Schwangerschaft
vom Fasten und dem rituellen Gebet freigestellt. Die Praxis, von Frauen geleistete Arbeit schlechter zu
entlohnen als die ihrer männlichen Kollegen, ist hingegen nicht mit physisch bedingten Unterschieden
zu erklären. Die DITIB als muslimische Religionsgemeinschaft lehnt nachdrücklich diese eindeutige
Ungerechtigkeit ab.
2. Kann eine muslimische Frau ihren Ehemann selbst auswählen? (Zwangsehe)
Ohne die Einwilligung eines künftigen Ehepartners darf eine Ehe nicht geschlossen werden und der
Ehevertrag ist ungültig. Unmissverständlich und gar selbstverständlich ist es daher, dass Mann und Frau
bei der Eheschließung das Recht haben, selbst entscheiden zu können, wann und wen sie heiraten. So
gesehen sind die oftmals debattierten Zwangsehen gemäß der islamischen Rechtlehre unmöglich!
Aber die Tradition, dass die Eltern vor der Eheschließung ihre Kinder beraten und unterstützen ist nach
wie vor üblich. Eltern geben dem zukünftigen Ehepaar den nötigen Rückhalt und setzen sich in
schwierigen Situationen für das Fortbestehen der Ehe ein. Viele Muslime schätzen es, bei der
Eheschließung, den Segen der Eltern zu erlangen.
3. Darf eine muslimische Frau einen Nicht-Muslim heiraten?
Ehe und Familie sind im Islam als kleinste Einheiten der Gesellschaft besonders geschützt. Eine
funktionierende Ehe bedarf einer Lebensgrundlage und Lebenseinstellung, die beiden Partnern
gemeinsam ist. Hieraus leitet sich die besondere Treuepflicht und ein hoher Vertrauensbedarf für beide
Ehepartner ab.
Traditionell geht man bei einer Beziehung zwischen andersgläubigen Partnern davon aus, dass
Schwierigkeiten erwachsen können. Diese Haltung ist nicht nur den Muslimen eigen, sondern über alle
Religionen hinweg werden Eheschließungen unter gleichen Konfessionen bevorzugt.
Da der Islam die Frau schon immer als gleichwertig ansah, dieses jedoch in vielen Kulturen erst eine
neuzeitliche Errungenschaft ist, und Gesellschaften leider noch immer sehr Männerdominant agieren,
sieht man daher eine Ehe zwischen einer Muslimin und einem Nichtmuslim als problematisch an. Denn
man geht davon aus, dass die Frau in einer Familie, wo gesellschaftliche Kontrolle und Schutz nicht
immer möglich sein kann, unterdrückt oder zu Handlungen, gezwungen werden könnte.
Muslimen ist es verboten, Götzendiener zu heiraten. Sowohl der muslimischen Frau als auch dem
muslimischen Mann ist es hingegen ausdrücklich empfohlen, einen muslimischen Ehepartner zu
heiraten, damit die Ehe gesegnet wird.
4. Darf ein Mann seine Frau schlagen?
Unser Prophet Muhammed, Friede sei mit ihm, drückte in Bezug auf das Schlagen der Frau sehr deutlich
sein Missfallen aus: „Ist es für einen von euch wirklich möglich, seine Frau zu schlagen, als wäre sie
eine Magd, und dann am Abend zu ihr zu gehen?” Es ist überliefert, dass er selbst nie die Hand gegen
eine Frau erhoben hat, stattdessen oft solche Handlungen unterbunden hat. Bei Konfliktsituationen
sollten beide Ehepartner den Weg einer Mediation suchen. Dazu sollen zum Beispiel beide
Familienmitglieder einschalten. Die Rechte von Frauen waren vor der Zeit des Propheten in der
Gesellschaft stark eingeschränkt und Unterdrückung war an der Tagesordnung. Er verbot diese
Handlungen, vor allem in seiner letzten Rede vor seinem Tode betonte er, dass die Rechte der Frauen
nicht missachtet werden sollen.
Wenn eine Ehe Probleme hat, hat der Islam eine Scheidung schon immer als letzte Option zugelassen
und als Weg der Konfliktlösung empfohlen, wenn keine Versöhnung möglich ist. Dieses hat heute vor
einem ordentlichen Gericht zu erfolgen.
Vers 34 in der vierten Sure wird hier vollkommen falsch verstanden und falsch interpretiert. Hierbei
bedeutet der Begriff Daraba nicht das Schlagen der Frau zur Züchtigung, sondern um die Scheidung als
letzte Option und letzter Schritt der folgenden drei empfohlenen Vorgehensweisen: erst ermahnen, dann
das Bett trennen (temporäre Trennung) und schließlich Scheidung.
5. Warum tragen muslimische Frauen ein Kopftuch?
Kleidungsvorschriften gibt es im Islam sowohl für den Mann als auch für die Frau. Dabei soll die
Kleidung den Körper in einer Weise bedecken, dass die Figur nicht betont bzw. zur Schau gestellt wird;
um das Interesse des anderen Geschlechts nicht auf sich zu lenken., somit liegt auch der Fokus eher auf
der Persönlichkeit und dem Charakter. Die Kleidung sollte weder zu eng anliegen noch durchscheinend
sein.
Das Kopftuch der muslimischen Frau ist Teil ihrer gesamten Kleidung. Da die Haare bzw. Frisur der
Frau eine sehr wichtige Rolle für ihr Aussehen spielen und auch eine gewisse Anziehung ausüben
können, gilt für Frauen zusätzlich, dass sie ihr Kopftuch über die Schulter umhängen. Grundlage für
diese Regel ist der Vers 24:31, sowie ein Ausspruch des Propheten Muhammad (s), nach dem von einer
Frau nichts außer Gesicht und Händen zu sehen sein soll. Die Bekleidungsvorschriften gelten in
Anwesenheit fremder Männer, d.h. Männer, mit denen die Frau theoretisch eine Ehe eingehen könnte.
Innerhalb der Familie, einem Teil der Verwandtschaft und generell unter Frauen kann die Frau sich auch
ohne Kopftuch zeigen. Die betreffenden Personen werden in der oben genannten Koranstelle einzeln
aufgezählt. Muslimische Mädchen sollen sich, ab der religiösen Mündigkeit (etwa mit Beginn der
Pubertät), in der oben beschriebenen Art und Weise kleiden.
Das Tragen des Kopftuchs ist ein religiöses Gebot und damit verbunden ein religiöser Dienst, so ist es
z.B. beim ritualen Gebet notwendig. Das Kopftuch ist allerdings kein Symbol des Islam. Es gibt
grundsätzlich kein Symbol für den Islam, wie etwa das Kreuz für das Christentum. Daher ist eine
muslimische Frau gläubig, auch wenn sie kein Kopftuch trägt. Das Kopftuch ist somit keine Aussage
des Glaubensbekenntnis bzw. der Gläubigkeit an sich und das Tragen eine individuelle Entscheidung.
Gleichzeitig darf das Tragen des Kopftuchs auch nicht als Statement und somit politisches Symbol, nicht
mal als Symbol des Islam interpretiert werden.
6. Warum tragen Frauen ein Kopftuch, wenn es im Koran keinen direkten Hinweis gibt? Ist das
Kopftuch keine Interpretation?
Es gibt zwei wichtige Koranverse an denen die Kleidungsvorschrift explizit erwähnt wird. Diese sind in
Sure Nur (24:31) und Ahzab (73:59) wiederzufinden. Es herrscht in dieser Hinsicht Konsens zwischen
muslimischen Gelehrten bis auf einige wenige marginale Vertreter, die aus Randgruppen kommen.
Muslimische Frauen halten sich daher zum überwiegenden Teil an diese Pflicht.
7. Warum ist ein Gottesgebot (Kopftuch) etwas Materielles?
Gottes Gebote können unterschiedlich ausfallen. Manchmal nehmen sie Bezug auf das individuelle und
manchmal auf das gesellschaftliche Leben. Die Erwartung kann manchmal eine zwischenmenschliche
Haltung sein und manchmal etwas Materielles. Unter den fünf Säulen des Islam können sie die
Almosengabe finden, welches ebenfalls ein materielles Gebot ist. Die Pilgerfahrt, die man als Gläubiger
einmal im Leben verrichten sollte, ist ein materielles und physisches auszuübendes Gottesgebot.
8. Warum beten die Frauen auf der Empore bzw. hinter den Reihen der Männer?
Eine räumliche Teilung kommt sowohl in der Offenbarung als auch in der Tradition des Propheten nicht
vor. In getrennten Reihen im selben Raum beten sie in der Moschee zeitgleich. Um die Kaaba herum
beten sie allerdings gemischt und gegebenenfalls sogar Schulter an Schulter, was als eine
Sonderregelung angesehen wird.
Theologisch ist somit keine räumliche Trennung von Mann und Frau vorgeschrieben. Wichtig ist
allerdings die geschlechtliche Trennung während des gemeinschaftlichen Gebetes, damit sich der
Betende beim gemeinschaftlichen Gottesdienst auf die spirituelle sowie meditative Handlung
konzentrieren kann.
D.h. die Frauen bilden ihre Reihen entweder im selben Gebetssaal hinter den Männern oder wenn
vorhanden auf der Damenempore. Aufgrund der körperlichen Nähe ist das gemischte Beten in einer
Reihe, Schulter an Schulter, nicht erlaubt, aber dennoch das gemeinsame Beten im selben Gebetssaal.
Das Bevorzugen der Damenempore hat folgenden Hintergrund: Muslime nehmen bei dem rituellen
Gebet bestimmte Stellungen ein, wie z.B. das Verbeugen oder die Niederwerfung. Für die Damen kann
es sehr unangenehm sein, wenn sich hinter ihnen Herren aufstellen. Es ist sehr wichtig sich beim Gebet
wohlzufühlen und sich mental als auch körperlich der Konversation mit Gott widmen.
9. Dürfen Frauen Theologie studieren? Welche Rolle können sie in der Moschee
übernehmen?
Selbstverständlich dürfen Frauen Theologie studieren. Im Islam wird bei der Bildung zwischen den
Geschlechtern nicht unterschieden, alle haben das Recht Bildung und Forschung zu erleben. Die erste
Offenbarung bzw. das erste Gebot ist die Aufforderung zum Lesen, also sich zu bilden. Diese Stelle
wird auch immer wieder zur Bedeutung der Wissensaneignung und auch -vermittlung betont. Die
Offenbarung richtet sich an alle Muslime.
So können Sie in jeder Moschee sowohl Theologen als auch Theologinnen begegnen. Auch Damen
übernehmen wichtige Rollen bzw. Aufgaben in den Moscheen. Sie halten Vorträge und erteilen Islam-
und Koranunterricht. Des Weiteren sind sie die Ansprechpartner in Themen wie Familie, Kinder und
Erziehung und organisieren diverse Veranstaltungen, Feste und Lesezirkel.
Frauen nehmen auch ihren Platz in den Vorständen der Moscheegemeinden ein und leisten auch hier
eine wichtige Arbeit. Die DITIB hat eine Frauenquote in den Vorständen.
10. Wie viele Theologen sind in den Moscheen angestellt?
In den meisten Moscheen finden sie einen Theologen und vielleicht noch eine weibliche Theologin.
Jedoch ist ihre Zahl in Großstädten mehr, denn natürlich wird die Moschee in Großstädten häufiger
besucht als in Kleinstädten, sodass mehr Ansprechpartner benötigt werden.
11. Was muss man studieren um Imam zu werden?
Die Funktion als Imam, also als Leiter des Gebets, ist kein Beruf an sich. Daher sprechen wir von
Religionsbeauftragten, die neben der Tätigkeit als Imam noch viele Aufgaben in der Gemeinde
übernehmen. Die hauptamtlichen Religionsbeauftragten sind bei uns ausnahmslos
Hochschulabsolventen der Islamischen Theologie. Bei Bedarf können aber auch andere, die die nötige
Expertise mitbringen, die Funktion als Imam, also Leitung des Gottesdienstes übernehmen.
Ein Imam ist keine geweihte Person wir bei Kirchen. Es geht um die Expertise und die Akzeptanz der
Gemeinde.
12. Welche Themen werden hauptsächlich in der Predigt besprochen?
Es gibt mehrere Formen von Predigten. Es gibt das Freitagsgebet, bei dem die Predigt ein Teil des
Gottesdienstes ist. Das ist eine Art Ansprache an die Gemeinde und soll aktuelle Themen behandeln.
Bei der Predigt kommt es drauf an, Themen auszuwählen, für die in der Gemeinde Aufklärungsbedarf
besteht. Der Gegenstand der Predigt hat sich nach dem Interesse und dem Niveau der Gemeinde zu
richten, Sprache und Stil hingegen nach dem Inhalt der Predigt und der Zusammensetzung der Zuhörer
bzw. der Gemeinde.
Die Themen fallen sehr unterschiedlich aus. Grundsätzlich sind es gesellschaftsgebundene Themen, die
einen islamischen Wert beinhalten. (Zum Beispiel: Monotheismus, Verantwortung, Glaubensprinzipien,
Prophet Mohammad (s), Gottesdienste etc.)
Andere Predigten sind zu allen Themen, die die Gemeinde betreffen könnten, jederzeit über den
sogenannten Lehrstuhl möglich.
13. Warum ist der Freitag so besonders?
Ähnlich wie der Samstag im Judentum und der Sonntag im Christentum, ist auch der Freitag im Islam
der Tag des gemeinsamen Gottesdienstes und soll das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Freitag heißt auf Arabisch ǧumʿa und Bedeutet so viel wie Versammlung/Gemeinschaft. An diesem Tag
suchen viele Muslime eine Moschee auf, hören der Predigt zu und verrichten im Anschluss das
Freitagsgebet ṣalāt al-ǧumʿa genannt. Unter anderem aufgrund der Predigt, welches Teil des
Freitagsgebets ist, sind Muslime dazu verpflichtet es gemeinsam zu verrichten.
Anders als bei vielen Religionen, sollen Muslime am Freitag nicht gänzlich auf Arbeit verzichten. Nur
während des Freitagsgebetes sollen sie die Arbeit bzw. Geschäfte niederlegen und zur Gemeinschaft in
die Moschee gehen.
14. Wie schaffen es diejenigen fünf Mal am Tag in die Moschee zu kommen, die hauptberuflich
tätig sind?
Es ist keine Notwendigkeit das rituelle Pflichtgebet in der Moschee zu verrichten. Es ist mehr eine
Empfehlung. Muslime können das Gebet zuhause, bei der Arbeit oder sogar draußen auf dem Land/ in
der freien Natur verrichten. Die einzige Voraussetzung dafür ist die Waschung, sowie die Orientierung
nach Mekka und ein sauberer Platz. So nutzen viele Berufstätige die Pausen am Arbeitsplatz, um einige
Gebete zu verrichten.
15. Warum dürfen Muslime kein Schweinefleisch essen? Warum ist Alkohol verboten?
Im Koran heißt es: Euch ist das Schöne und das Reine helal (also erlaubt bzw. empfohlen). Was als
unrein oder schädlich betrachtet wird, gilt als verboten. Tatsächlich sollen Muslime kein
Schweinefleisch verzehren, weil es als unrein gilt. Tatsächlich sollen Muslime kein Schweinefleisch
verzehren.
Ein Muslim soll das Erlaubte (arab. Halal) essen bzw. nutzen, aber nicht verschwenderisch sein. Die
gleiche Regel gilt auch für das Alkohol-Verbot.
16. Welche Bedeutung hat der Koran für die Muslime?
Der Koran ist vollkommen und inhaltlich zeitlos gültig. Da er aber in einer bestimmten Zeit und an
einem bestimmten Ort offenbart wurde, kann es nicht alle, vor allem heute gültigen Interessen im Detail,
beinhalten. An dieser Stelle kommt den muslimischen Rechtsgelehrten eine besondere Aufgabe zu. Sie
müssen anhand der vorhandenen Quellen Lösungen für neue Fragen und Probleme schaffen bzw. aus
den Rahmen, die der Koran uns ethisch und religiös gibt, entwickeln.. Dabei können bzw. müssen sie
sich auch die Hadithe und weitere sekundären Rechtsquellen zu Hilfe heranziehen.
17. Was ist die islamische Meinung: Homosexualität
Auslebung der Homosexualität ist im Islam untersagt, vor allem wenn es sich um physische Aspekte der
Gleichgeschlechtlichkeit handelt. Dies ist auch unter anderem mit der Bedeutung und Wichtigkeit des
Familienlebens, aus gesellschaftlich und demografischer Perspektive, zu erklären. Denn einer der
wichtigsten Funktionen der Familie ist es, den gesellschaftlichen Fortbestand zu sichern. Handelt es sich
jedoch um eine homosexuelle biologische Veranlagung, darf man diese Menschen weder verurteilen
noch aus der Gemeinschaft und dem sozialen Leben ausschließen. Die Akzeptanz der
Unterschiedlichkeit in ihrer Weltanschauung ist hierbei selbstverständlich, da auch bereits in den
islamischen Rechtsbüchern hierzu Hinweise vorhanden sind.
18. Was ist die islamische Meinung: Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung
Während der Islam Schwangerschaftsverhütung grundsätzlich erlaubt, gestattet er keine Gewalt gegen
das ungeborene Leben. Der Großteil der sunnitischen Rechtsgelehrten setzten den Beseelungszeitpunkt
und damit den Anfang des Lebens ab dem 40. Tag der Schwangerschaft fest. Ob bis zu diesem Zeitpunkt
eine Abtreibung erlaubt sein kann, ist umstritten. Ab diesem Zeitpunkt herrscht Engigkeit, dass
Abtreibung grundsätzlich nicht erlaubt ist.
Die Vertretbarkeit eines Schwangerschaftsabbruchs (zu einem späteren Zeitpunkt) kann nur mit einem
triftigen Grund geschehen, beispielsweise dann, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Diese
Argumentation fußt auf dem Prinzip der Erhaltung des Lebens. Hier wird die Abtreibung als eine
medizinische Maßnahme gesehen, um das gefährdete Leben der Mutter zu retten, und ist somit legitim.
19. Was ist die islamische Meinung: Sterbehilfe und Selbstmord
„Und niemand kann sterben außer mit der Erlaubnis Gottes“ (3:145). Wenn das Leiden zu groß wird,
darf der Muslim klagen, solange es keine Verzweiflung ist. Es ist jedoch seine Pflicht, geduldig zu sein
und soll dabei nicht um seinen Tod bitten. Nach islamischer Auffassung soll sich der Arzt immer für
das Leben einsetzten. Aktive Sterbehilfe ist verboten. Der Islam ist sowohl gegen Selbstmord als auch
gegen Euthanasie (Sterbehilfe). Muslime lehnen den Einsatz jeglicher Mittel ab, die dazu dienen, den
Todeszeitpunkt eines Patienten zu beschleunigen. Anders sieht es aus, wenn lebensverlängernde
Maßnahmen nicht eingesetzt werden. Diese Müssen fallabhängig immer im Sinne des jeweiligen
Patienten bzw. seiner persönlichen Entscheidung neu diskutiert werden.
20. Was ist die islamische Meinung zur Organtransplantation
Organspende ist grundsätzlich erlaubt, denn das Retten von Leben besitzt im Islam einen hohen
Stellenwert (Koran 5:32). Organtransplantation zeichnet sich dadurch aus, dass über die gewohnte Arzt-
Patient-Beziehung hinaus eine dritte Person, nämlich der Spender beteiligt ist. Es gibt zwei Arten einer
Organtransplantation: Bei Lebendorganspenden darf der Spender durch den Eingriff nicht unmittelbar
gefährdet werden, d.h. es muss sich beim Transplantat um ein paariges oder regenerierbares Organ oder
um einen nicht lebensnotwendigen Organteil (Bsp. Niere) handeln. Anderseits gibt es die
Leichenspende: Die Würde des Menschen gebietet auch den Leichnam mit Respekt zu behandeln.
1 Koran 7:80ff. und 26:165ff.
Angesichts der Höherbewertung der gesundheitlichen Interessen der Lebenden besteht aber die
Möglichkeit einer rechtlich gedeckten Entnahme von Organen Verstorbener mit bestimmten
Einschränkungen. Hierbei muss jedoch das Einverständnis des Spenders bzw. seiner Familie vorliegen.
Zeitgenössische Rechtsgelehrte vertreten unterschiedliche Meinungen bezüglich dieser Thematik. Unter
anderen hat der Mensch Recht auf seinen Körper und kann über ihn bestimmten. Einige berufen sich
auf ein allgemein anerkanntes Rechtsprinzip, dass etwas grundsätzlich Verbotenes dann erlaubt ist,
wenn eine unbedingte Notwendigkeit besteht. Der Verkauf von Organen ist aus islamischer Sicht nicht
gestattet.
21. Juden und Christen aus der Sicht des Islam
Der Koran nennt die Juden und Christen das „Volk der Schrift”, d.h. sie sind diejenigen, die göttliche
Offenbarungen vor der Zeit des Propheten Muhammad erhalten haben. Damit haben sie eine besondere
Stellung im Koran. Muslimen ist auferlegt, sie mit Respekt und Gerechtigkeit zu behandeln. Dieser
Respekt und die Toleranz sind aber nicht nur auf Christen und Juden beschränkt. Die Gesetzte Gottes
fordern Gerechtigkeit für alle gleichermaßen, sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime. Juden und
Christen sind „Leute des Buches“, die in ihrem Glauben das Phänomen der prophetischen Sendung
kennen und bejahen. Die Botschaft der früheren Gesandten wie die Bibel und Thora gelten wie der
Koran als Offenbarungsschriften.
22. Unterscheiden Muslime zwischen den Propheten?
Unter den folgenden Aspekten, nämlich Gottes Botschaft zu predigen und vorzuleben, unterscheiden
sich die Propheten nicht voneinander. Der Koran spricht immer wieder von den Propheten, die Gott mit
einer bestimmten Offenbarung ausgerüstet hat, damit sie die Menschen auf den rechten Weg hinweisen.
Sie predigen und leben die Botschaft Gottes vor und unterscheiden sich nicht voneinander.
Im Koran werden explizit per Namen 25 Propheten erwähnt, so gibt es auch Hinweise, dass jedes Volk
in der Geschichte mit einem Propheten gesegnet wurde.2 Alle Propheten erhalten eine Offenbarung, die
sie den Menschen weitergeben. Aber diese Offenbarung ist keine neue Wahrheit. Diese prophetische
Offenbarung ist vielmehr in ihrem Wesen die eindringliche Erinnerung an die ursprüngliche
Offenbarung, die Gott allen Menschen zuteilwerden ließ. So verkünden die Propheten grundsätzlich
immer die gleiche Botschaft. Die kleinen Unterschiede im Inhalt ihrer Predigt erklären sich aus den
konkreten Lebensumständen ihrer Landsleute. Wesentlich bleibt die Aufforderung, an den einen Gott
zu glauben und ihm allein zu dienen. Für den islamischen Glauben ist Muhammed nach seinen großen
Vorgängern in der Prophetengeschichte, Abraham, Mose und Jesus, der letzte Gesandte Gottes.
23. Was sagen die Muslime über Jesus?
Die Muslime achten Jesus (Friede sei auf ihm) und seine Mutter Maria sehr. Der Koran berichtet uns,
dass Jesus durch ein Wunder ohne Vater geboren wurde. Er vollbrachte mit Gottes Hilfe als Prophet
viele Wunder, unter anderem konnte er gleich nach seiner Geburt sprechen, um seine Mutter zu
verteidigen und ihre Frömmigkeit zu bestätigen. Gott gab ihm noch andere Fähigkeiten wie z.B. das
Heilen von Blinden und Kranken, das Wiedererwecken von Toten, das Formen eines lebendigen Vogels
aus Ton und das Wichtigste: Er gab ihm eine Botschaft an die Menschen. Diese Wunder, die ihm Gott
2 Koran 16:36
gab, bestätigten ihn als Propheten. Er wurde nicht gekreuzigt, sondern in den Himmel erhoben (Koran
3:54-55). Die Sure Maryam (19) beschreibt die Wunder Jesu in den Versen 27 -34). Der Islam betrachtet
Jesus als einen der größten Propheten. Der Koran nennt ihn Isa, den Sohn Marias. Gott hat Jesus, den
Sohn Marias, mit dem Geist der Heiligkeit gestärkt (2:87). Er hat ihm das Buch zukommen lassen
(19:30). Die Hauptlehre Jesu ist die Bekräftigung des Monotheismus.
24. Hat Muhammad die gleiche Stellung im Islam wie Jesus im Christentum?
Islam ist nicht eine Religion, die Muhammad (s) begründet hat. Islam (auf Arabisch heißt Islam etwa
„Hingabe [zu Gott]”) ist die Lebensweise, die alle Gesandten und Propheten Gottes samt Jesus (as)
gepredigt und gelebt haben und somit die ewige Urreligion. Aus diesem Grund ist Muhammad (s) der
Verkünder des „Islam” in seiner endgültigen Form und somit ist er der abschließende Gesandte Allahs
in der Reihe.
Muhammad (Friede und Segen mit ihm), als Gesandter Gottes, hat eine sehr große Vorbildfunktion für
die Gläubigen. Sie folgen ihm, weil er als ein Mensch wie sie selbst auch, sein Leben in völliger
Gottergebenheit verbracht hat und verehren ihn. Aber sie erhöhen ihn nicht auf die Stufe Gottes und
betrachten ihn nicht als einen Mittler zwischen Gott und den Menschen.
Der Koran verkündet in unzähligen Versen, dass Muhammad ein Gesandter Gottes und ein Prediger und
Warner im Auftrage Gottes, ebenfalls wie bei allen anderen Propheten. Die Botschaft des Korans
bestätigt die früheren Offenbarungen und die Rolle des Propheten Muhammad und sein Schicksal sind
denen der früheren Propheten ähnlich. Der Islam stellt die endgültige Gestalt der von Gott gewollten
Religion dar. Mohammed ist als Prophet zu allen Menschen gesandt. So hat mit Muhammed die
Prophetengeschichte ihren letzten Höhepunkt und ihre endgültige Etappe erreicht. Somit haben die
Regeln des Islam als letzte Religion Gültigkeit bis zum jüngsten Tag.
Politische Fragen
1. Finanziert `Erdogan` diese Moschee? Wie finanziert ihr die Moschee?
Die Moscheen haben ausschließlich zwei Einnahmequellen: 1. Mitgliedsbeiträge und 2. Spenden. Nur
mit diesen zwei Einnahmen versuchen sich die Moschee-Vereine auf den Beinen zu halten. Weitere
Quellen sind nicht vorhanden, geschweige denn Finanzierungen aus dem Ausland.
Bemerkenswert ist, dass die große Anzahl von Moscheen in Deutschland überwiegend durch die
Muslime vor Ort aufgebaut und finanziert wurden und immer noch werden. Insbesondere die erste bzw.
zweite Generation hat diese große Aufgabe bewältigt. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die
Mitgliedsbeiträge nicht aus einer bestimmten Summe bestehen, jedes Mitglied entscheidet für sich,
wieviel er monatlich abgeben möchte. Die Zahlen variieren zwischen 5-50 Euro, diese Summe ist nicht
Ansatzweise vergleichbar mit der Kirchensteuer.
2. Wie viele Mitglieder hat die Moschee?
Die Mitgliedszahlen jeder Moschee sind unterschiedlich. In Großstädten wie Berlin, Dortmund und Köln
kann die Zahlt bei ca. 500-700 Mitgliedern liegen. Jedoch liegt die Zahl in kleineren Regionen viel
tiefer, ca. bei 100-200 Mitgliedern.
3. Warum sind die Imame immer Männer?
Diese Frage sollte ein Stück weiter präziser gestellt werden. Denn eine Vielzahl von Theologen sind
auch weiblich und das seit Beginn der islamischen Offenbarung. Jedoch ist bei den rituellen Gebeten
der Imam männlich. Das rituelle Gebet ist mit bestimmten körperlichen Haltungen verbunden, wie z.B.
der Verbeugung und der Niederwerfung. Da in der Moschee der Gottesdienst im Fokus steht, sollen die
Muslime sich im Gebet nicht ablenken lassen. Daher ist der Imam, wohlgemerkt, beim rituellen Gebet
ausschließlich männlich. Alle weiteren Aufgaben können sowohl von Damen als auch Männern
übernommen werden.
Dies ist die Tradition der Propheten, die für uns Muslime heute noch gegenwärtig ist. Nebenbei hat diese
Tradition auch in der katholischen Kirche bis heute seinen Platz.
4. Warum kommen die Imame aus der Türkei? Wer bezahlt die Imame?
Der wichtigste Grund ist, dass bis 2011 keine islamischen Theologen an deutschen Universitäten
ausgebildet wurden. Jedoch sind die meisten Muslime seit den 60er Jahren schon hier im Land. Somit
zeigte sich der Bedarf an Imamen recht früh. Da jedoch damals in Deutschland kaum Imame vorhanden
waren, baten die Gemeinden um Unterstützung aus der Türkei. Diese wurde durch einen Abkommen
zwischen Deutschland und der Türkei gegeben, da Deutschland allein nicht in der Lage war, diesen
Bedarf der Gemeinden auch aus finanziellen Gründen zu decken.
Somit klärte sich auch einer der größten Probleme, die Besoldung. Die meisten muslimischen Vereine
können die Imame nicht vergüten und da das Ganze durch das Präsidium für religiöse Angelegenheiten
organisiert wird (die Diyanet), ist das für hiesigen Muslime eine unumgängliche Erleichterung. Trotz
dessen steht die gesellschaftliche Veränderung bezüglich den Sprach- und Kulturverhältnissen unter den
Muslimen außer Frage und daher wurden schon 2006 seitens der DITIB die ersten Schritte eingeleitet,
um deutschsprachige Theologen auszubilden. Mithilfe des Internationalen Theologiestudiums (UIP)
sollen Abiturienten, die in Deutschland sozialisiert sind, im Ausland das Theologiestudium absolvieren
und später in den Moscheen in Deutschland als Religionsbedienstete agieren.
5. Kann man den Gebetsruf draußen hören?
Der Gebetsruf wird in den überwiegend muslimisch bevölkerten Ländern von außerhalb der Moschee
zu hören sein. Auch in Deutschland sind durch Artikel 4 des Grundgesetzes die freie Religionsausübung
und somit auch der Gebetsruf erlaubt. Es gibt Moscheegemeinden, die nach Absprache mit der
Stadtverwaltung die Genehmigung erhalten haben. Nur dann ist die Übertragung in einem bestimmten
Radius zu gewissen Zeiten erlaubt.
6. Wird die Predigt auch in deutscher Sprache gehalten?
Insbesondere in den letzten Jahren verstärkt sich der Bedarf an deutschsprachigen Predigten. Auch hier
ist die DITIB aktiv, eine Predigtkomission fertigt die Predigten an und übersetzt sie in die deutsche
Sprache. Diese werden an alle über 900 DITIB-Moscheen verschickt. Die DITIB versucht durch dieses
Verfahren, die Predigten sowie die Thematik im Auge zu behalten.
7. Warum wird in der Moschee nur türkisch gesprochen?
Dies hat keinen theologischen Grund. Es ist natürlich, dass Menschen mit derselben
Muttersprache zueinander finden und sich untereinander vernetzten. Das wird in den überwiegend
arabisch oder bosniakisch besuchten Moscheen nicht anders sein. Aber auch hier ist die muslimische
Gesellschaft im Wandel, da die jüngere Generation überwiegend nur deutsch spricht. Wir werden sehen
wie sich die Situation weiterentwickeln wird.
8. Was denkt ihr bezüglich der Terrororganisation `ISIS`?
Über die ISIS denken wir nicht anders als die Mehrheitsgesellschaft. Sie ist eine mörderische
Terrororganisation und muss mit allen Mitteln des Rechtstaates bekämpft werden. Diese töten
nicht nur Menschen, sondern sie vernichten auch die Kulturerben, die der Menschheit insgesamt
gehört.
9. Warum sagen Terroristen Allahuakbar?
Hierbei sehen wir eine Instrumentalisierung des Glaubens. „Allahuakbar“ heißt im
übertragenen Sinne nichts anderes als „Gott ist der Größte“ und daran glauben wir. Diese
Aussage legitimiert aber nicht Andersgläubige zu verletzen oder gar zu töten. So heißt es im
edlen Koran sinngemäß, wer einen Menschen tötet, so ist es als hätte er alle Menschen getötet
(Sure 5, 32).
10. Warum wird im Namen des Glaubens Krieg geführt?
Diesem Phänomen begegnen wir in vielen Religionen, so u.a. im Christentum und Judentum.
So haben wir in der Geschichte zahlreiche Beispiele, in denen das Christentum in seinen
verschiedenen Konfessionen immer wieder brutale Gewalt gegenüber Andersgläubigen sowie
christlichen Häretikern legitimiert hat. Das darf nicht heißen, dass es erlaubt wäre oder gar
empfohlen wäre Glaubenskriege durchzuführen. Religion wird von Menschen gelesen und
interpretiert. Somit findet ein Erkenntnisprozess statt. Dieser Prozess kann sich auch in eine
negative Haltung umschlagen. Dafür arbeitet die DITIB intensiv in religiösen Dienstleistungen,
um Extremisten nicht das Feld zu überlassen.