Ditib Fragen und Antoworten

Fragen bezüglich Frauen im Islam:


Sind Männer und Frauen im Islam gleichberechtigt?



Ja. Im Islam sind Mann und Frau vor Gott gleichwertig und gleichwürdig.


„O ihr Menschen! Wir haben euch aus einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen und

euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt…“

(Koran 49:13)


Die Vorstellung, der Mann sei der „Herr im Haus“, ist theologisch nicht haltbar. Koranverse, die sich auf unterschiedliche familiäre Pflichten beziehen (z. B. die finanzielle Verantwortung des Mannes), beinhalten keine Überordnung, sondern spiegeln funktionale Rollenverteilungen wider.


Gibt es Unterschiede in den Rechten?


Ja – jedoch im Kontext spezifischer Pflichten. Beispielsweise beim Erbrecht: Männer erben mehr, weil sie zur finanziellen Versorgung der Familie verpflichtet sind. Solche Unterschiede dienen der ausgleichenden Gerechtigkeit, nicht der Benachteiligung.


Wie steht es um Bildung und Verantwortung?


Bildung ist für beide Geschlechter verpflichtend. Männer und Frauen werden gleichermaßen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen und gleichermaßen für ihren Glauben und ihr Handeln belohnt. (z. B. Koran 4:124 und 45:15)


4. Wird auf biologische Unterschiede Rücksicht genommen?


Ja. In besonderen körperlichen Phasen wie Menstruation, Wochenbett oder Schwangerschaft gelten Erleichterungen bei religiösen Pflichten wie Gebet und Fasten.


5. Wie positioniert sich die DITIB zur gesellschaftlichen Gleichstellung?


Die DITIB lehnt jede Form struktureller Benachteiligung von Frauen – z. B. geringere Bezahlung für gleiche Arbeit – klar ab. Solche Ungerechtigkeiten sind nicht mit religiösen Lehren zu begründen.


6. Kann eine muslimische Frau ihren Ehemann selbst auswählen? (Zwangsehe)


Im Islam ist die Einwilligung beider Ehepartner eine Grundvoraussetzung für eine gültige Eheschließung. Ohne das ausdrückliche Einverständnis von Frau und Mann ist eine Ehe nicht rechtskräftig – eine Zwangsehe widerspricht daher klar der islamischen Lehre. Die Entscheidung, wann und wen jemand heiratet, liegt bei der Person selbst. Es ist im Islam selbstverständlich, dass Frauen wie Männer dieses Recht gleichermaßen haben.


Eltern spielen traditionell eine beratende Rolle und geben ihren Kindern bei der Partnerwahl Unterstützung und Rückhalt. Viele Muslime empfinden es als wertvoll, den Segen der Eltern zur Ehe zu erhalten – jedoch darf dieser nicht erzwungen werden.



Darf eine muslimische Frau einen Nicht-Muslim heiraten?


Im Islam genießen Ehe und Familie einen besonders hohen Stellenwert. Eine stabile Ehe basiert auf gemeinsamen Werten, einer einheitlichen Lebensführung und gegenseitigem Vertrauen. Aus diesem Grund wird eine Ehe mit einem Partner gleichen Glaubens empfohlen.


Während muslimische Männer unter bestimmten Bedingungen eine Frau aus einer Schriftreligion (Judentum oder Christentum) heiraten dürfen, gilt für muslimische Frauen traditionell eine strengere Auslegung: Eine Heirat mit einem Nicht-Muslim wird im klassischen islamischen Recht in der Regel nicht erlaubt.


Hintergrund ist die Sorge, dass in einer Ehe mit ungleichen religiösen Überzeugungen die muslimische Frau in ihrem Glauben nicht ausreichend geschützt sein könnte – insbesondere in patriarchal geprägten Gesellschaften.


Grundsätzlich gilt: Empfohlen wird eine Ehe zwischen zwei Muslimen, um religiöse Harmonie und eine stabile familiäre Basis zu gewährleisten. Eine Eheschließung mit einem „Götzendiener“ (also einem Menschen, der keiner monotheistischen Religion angehört) ist laut islamischer Lehre unzulässig – für beide Geschlechter.


Darf ein Mann seine Frau schlagen?


Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) hat Gewalt gegen Frauen eindeutig abgelehnt. In einem bekannten Hadith sagte er:


„Kann einer von euch seine Frau schlagen wie eine Magd – und geht dann am Abend zu ihr?“

Es ist überliefert, dass er selbst niemals eine Frau geschlagen hat. Vielmehr sprach er sich stets gegen solche Handlungen aus und betonte in seiner Abschiedsrede besonders die Rechte und Würde der Frau.


In Konfliktsituationen empfiehlt der Islam zunächst Vermittlung und Deeskalation, beispielsweise durch die Einschaltung von Vertrauenspersonen beider Seiten. Gewalt ist keine Lösung und steht im Widerspruch zu den islamischen Grundwerten von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.


Der oft missverstandene Vers 4:34 im Koran wird in traditionellen Übersetzungen manchmal als Rechtfertigung für Gewalt ausgelegt. Moderne islamische Gelehrte weisen jedoch darauf hin, dass der arabische Begriff „daraba“ dort nicht als „schlagen“, sondern im Kontext einer Trennung bzw. endgültigen Entscheidung (Scheidung) zu verstehen ist – nach vorherigen Schritten wie Ermahnung und zeitweiser Distanzierung.


Scheidung bleibt im Islam die letzte Option, wenn Versöhnung dauerhaft nicht möglich ist. Sie erfolgt heute rechtsgültig nur vor einem staatlichen Gericht.


Warum tragen muslimische Frauen ein Kopftuch?


Im Islam gibt es Kleidungsvorschriften für Männer und Frauen, die darauf abzielen, den Körper so zu bedecken, dass die Figur nicht betont oder zur Schau gestellt wird. Dadurch soll das Interesse des anderen Geschlechts nicht unnötig gelenkt werden, und der Fokus auf Persönlichkeit und Charakter liegen. Die Kleidung sollte weder zu eng anliegen noch durchsichtig sein.


Das Kopftuch ist Teil der Bekleidung muslimischer Frauen. Da Haare und Frisur als attraktives Merkmal gelten, soll das Kopftuch zusätzlich über die Schultern getragen werden, um diese zu bedecken. Grundlage hierfür sind der Koranvers 24:31 und Aussagen des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), nach denen von einer Frau außer Gesicht und Händen nichts sichtbar sein soll.


Diese Bekleidungsvorschriften gelten in der Gegenwart fremder Männer, also solchen, mit denen eine Ehe möglich wäre. Innerhalb der Familie, unter Verwandten oder im Kreis anderer Frauen kann eine Frau ohne Kopftuch auftreten. Muslimische Mädchen werden ab der religiösen Mündigkeit (ungefähr Beginn der Pubertät) ermutigt, diese Kleidungsregeln zu beachten.


Das Tragen des Kopftuchs ist ein religiöses Gebot und somit ein Ausdruck des Glaubens, beispielsweise bei rituellen Gebeten notwendig. Dennoch ist das Kopftuch kein Symbol des Islam, wie das Kreuz es für das Christentum ist. Eine muslimische Frau ist auch ohne Kopftuch gläubig, da das Tragen eine persönliche Entscheidung ist und nicht das Glaubensbekenntnis selbst darstellt.


Zudem sollte das Kopftuch nicht als politisches Statement oder Symbol des Islams interpretiert werden.


Warum tragen Frauen ein Kopftuch, obwohl es im Koran keinen direkten Hinweis gibt? Ist das Kopftuch nicht nur eine Interpretation?


Im Koran gibt es zwei zentrale Verse, die sich explizit auf Kleidungsvorschriften beziehen: Sure An-Nur (24:31) und Sure Al-Ahzab (33:59). Diese Verse bilden die Grundlage für das Tragen des Kopftuchs und der bedeckenden Kleidung bei Frauen.


Unter muslimischen Gelehrten herrscht zu diesem Thema weitgehend Einigkeit, dass das Bedecken von Haar und Körperteil eine religiöse Pflicht darstellt. Nur wenige marginale Stimmen, die oft aus Randgruppen stammen, vertreten eine andere Auffassung.


Aus diesem Grund folgen die meisten muslimischen Frauen dem Gebot, ein Kopftuch zu tragen – nicht als bloße Interpretation, sondern als verbindliche Anweisung, die auf den genannten Koranversen beruht.


Warum ist ein Gottesgebot wie das Kopftuch etwas Materielles?


Gottes Gebote im Islam können sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen:

  • Individuelles Leben
  • Gesellschaftliches Leben

Manchmal beinhalten sie eine zwischenmenschliche Haltung, manchmal eine konkrete materielle Handlung oder Verpflichtung.


Beispiele für materielle Gebote sind:


  • Die Almosengabe (Zakat), die einen finanziellen Beitrag darstellt.
  • Die Pilgerfahrt (Haddsch), die eine physische Handlung und eine Reise erfordert.

Das Tragen des Kopftuchs ist ebenfalls ein materielles Gebot, das sichtbar die religiöse Verpflichtung und Haltung einer muslimischen Frau ausdrückt.


Warum beten Frauen auf der Empore oder hinter den Reihen der Männer?


Eine räumliche Trennung von Männern und Frauen beim Gebet ist im Islam weder in der Offenbarung noch in der Tradition des Propheten ausdrücklich vorgeschrieben. In der Moschee beten Männer und Frauen zeitgleich in getrennten Reihen im selben Raum.


Ausnahme bildet das Gebet um die Kaaba, wo Männer und Frauen auch gemischt und manchmal sogar Schulter an Schulter beten – dies gilt als Sonderregelung.


Theologisch ist also keine strikte räumliche Trennung notwendig. Wichtig ist jedoch die geschlechtliche Trennung während des Gemeinschaftsgebets, damit sich alle Betenden auf die spirituelle und meditative Handlung konzentrieren können.


Daher beten Frauen meist entweder hinter den Männern im selben Gebetsraum oder auf einer eigenen Empore für Frauen, sofern vorhanden. Das gemeinsame Beten in gemischten Reihen, Schulter an Schulter, ist aufgrund der körperlichen Nähe nicht erlaubt, aber das gemeinsame Beten im selben Raum ist üblich.


Die Bevorzugung der Damenempore hat auch praktische Gründe:

Muslime nehmen beim Gebet verschiedene Körperhaltungen ein, wie Verbeugen oder Niederwerfung. Für Frauen kann es unangenehm sein, wenn sich Männer direkt hinter ihnen befinden. Ein angenehmes und respektvolles Umfeld ist wichtig, damit sich jede Person beim Gebet wohlfühlt und sich vollständig auf die Kommunikation mit Gott konzentrieren kann.


Dürfen Frauen Theologie studieren und welche Rolle können sie in der Moschee übernehmen?


Selbstverständlich dürfen Frauen im Islam Theologie studieren. Bildung und Wissensaneignung sind für alle Geschlechter gleichberechtigt. Das erste Gebot der Offenbarung ist die Aufforderung zum Lesen und Lernen, was die Bedeutung von Bildung und Forschung unterstreicht. Die Offenbarung richtet sich an alle Muslime, unabhängig vom Geschlecht.


In Moscheen begegnet man daher sowohl männlichen als auch weiblichen Theologen. Frauen übernehmen wichtige Aufgaben, wie:

  • Vorträge halten
  • Islam- und Koranunterricht erteilen
  • Ansprechpartnerinnen in den Bereichen Familie, Kinder und Erziehung sein
  • Organisation von Veranstaltungen, Festen und Lesezirkeln

Zudem sind Frauen aktiv in den Vorständen der Moscheegemeinden vertreten und leisten dort bedeutende Arbeit. Bei der DITIB gibt es eine Frauenquote in den Vorständen, um die Beteiligung von Frauen sicherzustellen.


Wie viele Theologen sind in den Moscheen angestellt?


In den meisten Moscheegemeinden ist üblicherweise mindestens ein Theologe angestellt, oftmals auch eine Theologin. In unserer Moschee ist ebenfalls eine Theologin angestellt.


In Großstädten ist die Anzahl der theologischen Fachkräfte meist höher, da Moscheen dort stärker frequentiert werden und entsprechend mehr Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner benötigt werden.


Was muss man studieren, um Imam zu werden?


Die Funktion des Imams, also die Leitung des Gebets, ist keine eigenständige Berufsausbildung. Vielmehr sprechen wir von Religionsbeauftragten, die neben der Gebetsleitung vielfältige Aufgaben innerhalb der Gemeinde übernehmen.

Bei der DITIB sind hauptamtliche Religionsbeauftragte in der Regel Hochschulabsolventen der Islamischen Theologie.


In Ausnahmefällen können auch Personen mit entsprechender Fachkompetenz und Akzeptanz in der Gemeinde die Rolle des Imams übernehmen.


Ein Imam ist keine geweihtes Amt wie in anderen Religionen, sondern beruht auf Expertise und dem Vertrauen der Gemeinschaft.


Welche Themen werden hauptsächlich in der Predigt besprochen?


Es gibt verschiedene Arten von Predigten. Eine zentrale Form ist die Predigt im Freitagsgebet, die Teil des Gottesdienstes ist und als Ansprache an die Gemeinde aktuelle Themen behandelt.


Die Auswahl der Predigtthemen orientiert sich an dem Aufklärungsbedarf innerhalb der Gemeinde. Inhalt und Sprache werden an das Interesse, das Niveau und die Zusammensetzung der Zuhörer angepasst. Die Predigt wird stets auf Türkisch und Deutsch gesprochen.


Die Themen sind vielfältig, beinhalten jedoch stets islamische Werte und gesellschaftliche Aspekte. Beispiele sind: Monotheismus, Verantwortung, Glaubensprinzipien, das Leben und Wirken des Propheten Muhammad (s) sowie religiöse Pflichten.


Darüber hinaus können Predigten auch zu anderen für die Gemeinde relevanten Themen gehalten werden, beispielsweise im Rahmen von Lehrveranstaltungen.


Warum ist der Freitag im Islam besonders?


Ähnlich wie der Samstag im Judentum und der Sonntag im Christentum, ist der Freitag im Islam der Tag des gemeinsamen Gottesdienstes. Er soll das Gemeinschaftsgefühl unter den Gläubigen stärken.


Das arabische Wort für Freitag, ǧumʿa, bedeutet „Versammlung“ oder „Gemeinschaft“. An diesem Tag besuchen viele Muslime die Moschee, hören die Predigt und verrichten das Freitagsgebet, das ṣalāt al-ǧumʿa genannt wird. Die Predigt ist ein fester Bestandteil des Freitagsgebets, weshalb Muslime verpflichtet sind, dieses gemeinsam zu verrichten.


Im Unterschied zu manchen anderen Religionen ist es für Muslime nicht notwendig, am Freitag vollständig auf Arbeit zu verzichten. Während des Freitagsgebets sollen sie jedoch ihre Arbeit und Geschäfte unterbrechen, um an der Gemeinschaft in der Moschee teilzunehmen.


Wie schaffen berufstätige Muslime es, fünfmal am Tag in die Moschee zu kommen?


Das rituelle Pflichtgebet fünfmal täglich in der Moschee zu verrichten, ist keine zwingende Pflicht, sondern eine Empfehlung. Muslime können ihre Gebete auch zu Hause, am Arbeitsplatz oder sogar draußen in der Natur verrichten.


Wichtig ist dabei, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: die rituelle Waschung (Wudu), die Ausrichtung in Richtung Mekka und ein sauberer Platz zum Beten.


Viele berufstätige Muslime nutzen ihre Pausen am Arbeitsplatz, um einzelne Gebete zu verrichten, da es nicht immer möglich ist, täglich mehrmals zur Moschee zu gehen.



Warum dürfen Muslime kein Schweinefleisch essen? Warum ist Alkohol verboten?


Im Koran wird betont, dass das, was schön und rein ist, erlaubt (halal) ist, während das Unreine und Schädliche verboten (haram) ist. Schweinefleisch gilt im Islam als unrein, weshalb Muslime es nicht essen dürfen.


Ähnlich verhält es sich mit Alkohol, der ebenfalls verboten ist, da er als schädlich angesehen wird. Muslime sollen das Erlaubte (halal) konsumieren und dabei nicht verschwenderisch sein.


Welche Bedeutung hat der Koran für die Muslime?


Der Koran gilt als vollkommen und zeitlos gültig. Da er jedoch in einer bestimmten Zeit und Kultur offenbart wurde, enthält er nicht alle heutigen Details und Antworten.


Deshalb übernehmen muslimische Rechtsgelehrte die Aufgabe, anhand der Quellen neue Lösungen für aktuelle Fragen zu entwickeln. Dabei ziehen sie neben dem Koran auch die Hadithe und weitere Rechtsquellen heran.


Was ist die islamische Haltung zur Homosexualität?


Die Auslebung von Homosexualität ist im Islam untersagt, insbesondere in Bezug auf körperliche Handlungen. Dies hängt auch mit der Bedeutung des Familienlebens für die Gesellschaft und den demografischen Fortbestand zusammen.


Gleichzeitig gilt: Menschen mit einer homosexuellen Neigung dürfen nicht verurteilt oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Die Akzeptanz von Unterschiedlichkeit in der Weltanschauung wird anerkannt und findet auch in islamischen Rechtsquellen Beachtung.


Was ist die islamische Meinung zu Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung?


Im Islam ist Schwangerschaftsverhütung grundsätzlich erlaubt. Gewalt gegen das ungeborene Leben wird jedoch nicht gestattet.


Viele sunnitische Rechtsgelehrte setzen den Beginn des Lebens ab dem 40. Tag der Schwangerschaft an – dem sogenannten Beseelungszeitpunkt. Ob eine Abtreibung vor diesem Zeitpunkt erlaubt ist, ist umstritten. Nach diesem Zeitpunkt gilt Abtreibung grundsätzlich als verboten.


Eine Abtreibung nach dem Beseelungszeitpunkt kann nur aus triftigem Grund erfolgen, zum Beispiel wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. In diesem Fall wird die Abtreibung als medizinische Maßnahme zur Rettung des Lebens der Mutter angesehen und ist legitim.


Was ist die islamische Meinung zu Sterbehilfe und Selbstmord?


Der Koran sagt:


„Und niemand kann sterben außer mit der Erlaubnis Gottes“ (3:145).


Muslime dürfen ihr Leiden ausdrücken, aber nicht verzweifeln oder um den Tod bitten. Geduld ist Pflicht. Aktive Sterbehilfe ist im Islam verboten. Selbstmord und Euthanasie werden abgelehnt. Ärzte sollen das Leben erhalten.


Lebensverlängernde Maßnahmen können fallabhängig diskutiert werden, insbesondere im Sinne der Wünsche des Patienten.


Was ist die islamische Meinung zur Organtransplantation?


Organspende ist grundsätzlich erlaubt, da das Retten von Leben einen hohen Stellenwert im Islam hat

(Koran 5:32).


Es gibt zwei Arten von Organtransplantationen:


  • Lebendspende: Der Spender darf durch die Spende nicht unmittelbar gefährdet sein (z. B. Niere).
  • Leichenspende: Der Leichnam muss mit Respekt behandelt werden. Organe können entnommen werden, wenn Einverständnis von Spender oder Familie vorliegt.

Rechtsgelehrte vertreten unterschiedliche Meinungen. Grundsätzlich gilt, dass der Mensch über seinen Körper bestimmen kann. Notwendige Maßnahmen sind erlaubt, der Verkauf von Organen jedoch verboten.


Juden und Christen aus der Sicht des Islam


Der Koran bezeichnet Juden und Christen als „Volk der Schrift“, da sie göttliche Offenbarungen vor dem Propheten Muhammad erhielten.


Muslime sollen Juden und Christen mit Respekt und Gerechtigkeit behandeln. Dieser Respekt gilt nicht nur ihnen, sondern allen Menschen.


Christen und Juden sind „Leute des Buches“ und erkennen die prophetische Sendung an. Die Bibel und Thora gelten ebenso wie der Koran als Offenbarungsschriften.


Unterscheiden Muslime zwischen den Propheten?


Muslime sehen die Propheten als Übermittler derselben göttlichen Botschaft. Im Koran werden 25 Propheten namentlich erwähnt, und es wird betont, dass jedes Volk einen Propheten erhalten hat.


Gemeinsamkeiten:


  • Alle Propheten haben die gleiche Grundbotschaft: an den einen Gott zu glauben und nur ihm zu dienen.
  • Die Offenbarung, die sie bringen, ist keine neue Wahrheit, sondern eine Erinnerung an die ursprüngliche göttliche Botschaft.
  • Unterschiede in den Botschaften ergeben sich hauptsächlich aus den jeweiligen Lebensumständen ihrer Gemeinschaften.
  • Muhammad (Friede sei mit ihm) ist im Islam der letzte und abschließende Prophet, nach großen Vorgängern wie Abraham, Mose und Jesus.

Was sagen Muslime über Jesus?


Jesus (arabisch: Isa) wird im Islam sehr geehrt. Er wird als großer Prophet angesehen, der viele Wunder vollbrachte, darunter:


  • Geburt ohne Vater (durch Gottes Wunder)
  • Heilung von Kranken und Blinden
  • Wiedererwecken von Toten
  • Formen eines lebendigen Vogels aus Ton

Jesus wurde nicht gekreuzigt, sondern von Gott in den Himmel erhoben.


Seine Hauptbotschaft war die Bestätigung des Monotheismus – die Lehre vom Glauben an den einen Gott.


Hat Muhammad die gleiche Stellung im Islam wie Jesus im Christentum?


Nein, Muhammad ist nicht der Gründer einer neuen Religion, sondern der letzte Gesandte Gottes, der die ursprüngliche, ewige Religion „Islam“ in ihrer endgültigen Form verkündet hat.


Muslime folgen Muhammad als Vorbild, verehren ihn, aber sie erheben ihn nicht zu Gott und sehen ihn nicht als Mittler zwischen Gott und den Menschen.


Der Koran bestätigt frühere Offenbarungen und sieht Muhammad als den letzten Propheten, der die endgültige Botschaft Gottes gebracht hat. Sein Wirken bildet den Höhepunkt der Prophetengeschichte.


Politische Fragen


Finanziert `Erdogan` diese Moschee? Wie finanziert ihr die Moschee?


Die Moscheen haben ausschließlich zwei Einnahmequellen: 1. Mitgliedsbeiträge und 2. Spenden. Nur mit diesen zwei Einnahmen versuchen sich die Moschee-Vereine auf den Beinen zu halten. Weitere Quellen sind nicht vorhanden, geschweige denn Finanzierungen aus dem Ausland.


Bemerkenswert ist, dass die große Anzahl von Moscheen in Deutschland überwiegend durch die Muslime vor Ort aufgebaut und finanziert wurden und immer noch werden. Insbesondere die erste bzw. zweite Generation hat diese große Aufgabe bewältigt. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die Mitgliedsbeiträge nicht aus einer bestimmten Summe bestehen, jedes Mitglied entscheidet für sich, wieviel er monatlich abgeben möchte. Die Zahlen variieren zwischen 5-50 Euro, diese Summe ist nicht Ansatzweise vergleichbar mit der Kirchensteuer.


Wie viele Mitglieder hat die Moschee?


Die Mitgliedszahlen jeder Moschee sind unterschiedlich. In Großstädten wie Berlin, Dortmund und Köln kann die Zahlt bei ca. 500-700 Mitgliedern liegen. Jedoch liegt die Zahl in kleineren Regionen viel tiefer, ca. bei 100-200 Mitgliedern.


Die DITIB Rosenheim zählt aktuell 650 Mitglieder.



Warum sind die Imame immer Männer?


Diese Frage sollte ein Stück weiter präziser gestellt werden. Denn eine Vielzahl von Theologen sind auch weiblich und das seit Beginn der islamischen Offenbarung. Jedoch ist bei den rituellen Gebeten der Imam männlich. Das rituelle Gebet ist mit bestimmten körperlichen Haltungen verbunden, wie z.B. der Verbeugung und der Niederwerfung. Da in der Moschee der Gottesdienst im Fokus steht, sollen die Muslime sich im Gebet nicht ablenken lassen. Daher ist der Imam, wohlgemerkt, beim rituellen Gebet ausschließlich männlich. Alle weiteren Aufgaben können sowohl von Damen als auch Männern übernommen werden.


Dies ist die Tradition der Propheten, die für uns Muslime heute noch gegenwärtig ist. Nebenbei hat diese Tradition auch in der katholischen Kirche bis heute seinen Platz.


Warum kommen die Imame aus der Türkei? Wer bezahlt die Imame?


Der wichtigste Grund ist, dass bis 2011 keine islamischen Theologen an deutschen Universitäten ausgebildet wurden. Jedoch sind die meisten Muslime seit den 60er Jahren schon hier im Land. Somit zeigte sich der Bedarf an Imamen recht früh. Da jedoch damals in Deutschland kaum Imame vorhanden waren, baten die Gemeinden um Unterstützung aus der Türkei. Diese wurde durch einen Abkommen zwischen Deutschland und der Türkei gegeben, da Deutschland allein nicht in der Lage war, diesen Bedarf der Gemeinden auch aus finanziellen Gründen zu decken.


Somit klärte sich auch einer der größten Probleme, die Besoldung. Die meisten muslimischen Vereine können die Imame nicht vergüten und da das Ganze durch das Präsidium für religiöse Angelegenheiten organisiert wird (die Diyanet), ist das für hiesigen Muslime eine unumgängliche Erleichterung. Trotz dessen steht die gesellschaftliche Veränderung bezüglich den Sprach- und Kulturverhältnissen unter den Muslimen außer Frage und daher wurden schon 2006 seitens der DITIB die ersten Schritte eingeleitet, um deutschsprachige Theologen auszubilden. Mithilfe des Internationalen Theologiestudiums (UIP) sollen Abiturienten, die in Deutschland sozialisiert sind, im Ausland das Theologiestudium absolvieren und später in den Moscheen in Deutschland als Religionsbedienstete agieren.


Kann man den Gebetsruf draußen hören?


In Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung ist der Gebetsruf (Adhan) von außerhalb der Moschee gut hörbar.


In Deutschland schützt Artikel 4 des Grundgesetzes die Religionsfreiheit, wozu auch der Gebetsruf gehört.


Moscheegemeinden können nach Absprache und Genehmigung durch die Stadtverwaltung den Gebetsruf in einem bestimmten Radius zu bestimmten Zeiten übertragen.


Ohne diese Genehmigung ist das nicht erlaubt.


Wird die Predigt auch in deutscher Sprache gehalten?


Ja, vor allem in den letzten Jahren steigt der Bedarf an deutschsprachigen Predigten. Organisationen wie DITIB stellen Predigten auf Deutsch zur Verfügung, die an viele Moscheen verteilt werden.


So wird sichergestellt, dass Predigten verständlich sind und thematisch zum Gemeindeleben passen.


Warum wird in der Moschee oft nur Türkisch gesprochen?


Das hat keinen theologischen Grund. Menschen mit derselben Muttersprache sprechen natürlich untereinander ihre Sprache. In türkisch geprägten Gemeinden ist das Türkisch, in arabisch oder bosniakisch geprägten Gemeinden entsprechend Arabisch oder Bosnisch.Die jüngere Generation spricht meist Deutsch, und die Sprachsituation wird sich wahrscheinlich weiterentwickeln.




Was denkt ihr bezüglich der Terrororganisation ISIS?


ISIS wird von muslimischen Gemeinschaften genauso abgelehnt wie von der Mehrheitsgesellschaft. Sie gilt als mörderische Terrororganisation, die mit allen rechtstaatlichen Mitteln bekämpft werden muss.

ISIS zerstört nicht nur Menschenleben, sondern auch wertvolles Kulturerbe der gesamten Menschheit.


Warum sagen Terroristen „Allahuakbar“?


„Allahuakbar“ bedeutet „Gott ist der Größte“. Terroristen instrumentalisieren diesen Glaubensausdruck für Gewaltakte. Der legitime Glauben lehnt solche Taten ab: Im Koran heißt es,


wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Menschheit

(Sure 5,32).


Warum wird im Namen des Glaubens Krieg geführt?


Das Problem gibt es leider in vielen Religionen, auch im Christentum und Judentum. Historisch gab es immer wieder Gewaltausübung im Namen der Religion, obwohl das nicht im Sinne der Religionen war Religion wird von Menschen interpretiert, und diese Interpretationen können auch missbraucht werden.


Organisationen wie DITIB arbeiten aktiv dagegen, um Extremismus keinen Raum zu geben.